Neue Wege des Abschiednehmens in Zeiten von Corona

Beim Bestattungshaus Weinberger können Angehörige Särge auf Wunsch online aussuchen

Das Team des Bestattungshauses Weinberger (von links): Sascha Bovensmann, Christine Weinberger-Heedfeld, Romina Meier und Klaus Bornefeld.

Schalksmühle. Corona spielt derzeit in fast jeder Lebenssituation eine wesentliche Rolle. Sei es beim Planen einer Hochzeit, eines Geburtstags oder gar einer Beerdigung. Trauerfeiern können nur auf Abstand im kleinen Kreis stattfinden und auch der Besuch beim Bestatter macht Angehörigen Sorgen, insbesondere wenn sie zur Risikogruppe gehören und deshalb das persönliche Gespräch im Bestattungshaus scheuen. Im Bestattungshaus Weinberger sind Beratungsgespräche deshalb neuerdings per Videoanruf möglich, auch wenn ein persönliches Gespräch vor Ort unter Einhaltung entsprechender Hygienemaßnahmen immer noch am üblichsten ist.

Bestatterin Christine Weinberger-Heedfeld

„Die Situation mit Corona hat uns viele neue Wege beschreiten lassen. Zusätzlich haben wir uns personell verstärkt und profitieren jetzt natürlich auch von den Erfahrungen der neuen Kollegen“, erklärt die fachgeprüfte Bestatterin Christine Weinberger-Heedfeld. Neu im Team ist Mitarbeiterin Romina Meier. Die ausgebildete Bestattungsfachkraft erzählt: „Trauergespräche können wir auf Wunsch der Angehörigen telefonisch oder sogar per Videoanruf führen, d.h. die Angehörigen sehen uns auf dem Bildschirm und können auf diesem Weg mit uns sprechen. Das kommt dann einem persönlichen Gespräch schon recht nahe, weil die Mimik und Gestik des Gegenübers zu sehen ist und das ist für viele Angehörige eine große Erleichterung, wenn sie aufgrund der aktuellen Lage den persönlichen Kontakt meiden können“.

Trauerfeiermusik und Sarg online aussuchen

Bestattungsfachkraft Romina Meier beim Videoanruf.

Über das neue Online-Serviceportal, dessen Link die Angehörigen erhalten, können zusätzlich Särge oder Urnen ausgewählt werden und ein Besuch im Bestattungshaus ist dann gar nicht zwingend nötig. „Wir hatten eine betagte Witwe, deren Enkel ihr geholfen hat bei der Auswahl des Sarges für den verstorbenen Ehemann. Die jungen Leute sind ja sehr fit, wenn es um digitale Medien geht.  Der Enkel war froh, auf diese Weise eine Hilfe sein zu können. Von ihm kam auch die Rückmeldung, dass die Handhabung ja wirklich einfach sei“, berichtet Bestattermeister Sascha Bovensmann, der das Bestattungshaus Weinberger seit Januar als Geschäftsführer unterstützt und in seinem Bestattungsunternehmen in Schwerte bereits gute Erfahrungen mit dem Angebot machen konnte.

Etwa bei der Hälfte der Sterbefälle werde auch die Musik für die Trauerfeier bereits über das Serviceportal ausgesucht bzw. eigene Musik könne dort hochgeladen werden. Romina Meier ergänzt: „Wir hatten kürzlich eine Trauerfeier, bei der der Sohn des Verstorbenen ein Lied selbst eingesungen und hochgeladen hat. So wird eine Trauerfeier dann natürlich sehr persönlich und individuell.“

Auch Traueranzeigen und Danksagungen können die Angehörigen online gestalten, sei es mit Hilfe von Vorlagen oder mit frei formulierten Texten und Fotos. „Der Enkel eines Verstorbenen, der in Marburg wohnt, war sehr dankbar, dass er die Danksagungen bequem von zu Hause aussuchen konnte. Sonst hätte er dafür extra nochmal zu uns in Bestattungshaus fahren müssen“, erzählt Sascha Bovensmann.

Videoaufnahmen der Trauerfeier finden Anklang

Auch Videoaufzeichnungen der Trauerfeier für Angehörige und Freunde, die wegen Corona die Trauerfeier nicht besuchen können, sind in Schalksmühle jetzt möglich.  „Viele Angehörige waren sehr dankbar, diese Möglichkeit zu haben. Mir fällt da eine ältere Dame ein, die aufgrund ihres Alters bei der Trauerfeier des verstorbenen Bruders nicht anwesend sein konnte, und glücklich über das Video war, das wir ihr zur Verfügung gestellt haben. Die Dame rief mehrmals an, um sich zu bedanken, und meinte, sie habe das Video jetzt schon zwanzigmal angeschaut. Uns als Bestatter freut das natürlich, wenn wir auf diese Weise, gerade in der schwierigen aktuellen Situation, den Trauernden helfen können“, berichtet Sascha Bovensmann. Romina Meier fügt hinzu: „Bei einer unserer ersten Trauerfeiern, die wir mit Video aufgezeichnet haben, waren die Angehörigen so begeistert, dass sie uns gebeten haben, das Video auf die Webseite zu stellen, damit auch andere Angehörige sehen, dass es diese Möglichkeit gibt. Das Video werden wir in Kürze deshalb dort auch veröffentlichen.“ Nichtsdestotrotz sehnen alle drei die Zeit herbei, in der „unsere Beratungen wieder ohne Maske stattfinden und trauernde Angehörige per Umarmung getröstet werden können.“